Back to the roots – zurück zu den Wurzeln, so könnte man es auch nennen, was die Modebranche als Nachhaltigkeit oder mit dem Begriff Slow Fashion bezeichnet. Ebenso wie beim Fastfood in der Kulinarik hat sich in der Textilbranche seit Jahrzehnten das Prinzip der Konsum- und Wegwerfgesellschaft durchgesetzt. Mit fatalen Folgen.
Nachhaltigkeit in der Mode – Qualität statt Quantität
Muss man jede Mode mitmachen? Und muss man wirklich ständig etwas Neues tragen? Die Billiglabels machen es möglich. Doch regt sich überall in der Welt Widerstand gegen die dafür praktizierte Ausbeutung des Bodens, der Ressourcen und der Arbeitskräfte. Kristin Brodde, Detox-Campaignerin bei Greenpeace, sagt: »Je mehr Kleidung hergestellt wird, desto größer wird auch die Belastung für die Umwelt«. 1990 umfasste der weltweite Fasermarkt noch ein Volumen von fast 40 Millionen Tonnen, 22 Jahre später waren es schon über 70 Millionen Tonnen. Etwa die Hälfte davon wird zu Kleidung verarbeitet, vor allem Baumwolle. Länder wie Indien, Bangladesh und China leiden unter der Erosion ihrer Böden sowie den giftigen Chemikalien, die beim Anbau- und bei der Textilproduktion eingesetzt werden. Und das nur, weil mit dem schnellen Umsatz von Textilien viel Geld zu verdienen ist. Bedenkenlos wird jeder Trend mitgemacht und die kaum getragene Kleidung wandert in die Mülltonne oder wird im Container entsorgt. Noch vor wenigen Jahrzehnten sparte man monatelang für eine Neuanschaffung und ‘das gute Stück’ hielt meist ein Leben lang. Brachten große Modehäuser früher zweimal im Jahr neue Kollektionen heraus, so werden heute von den Massenbekleidungsketten rund zwölfmal im Jahr neue Kollektionen an Garderobe zum Kauf angeboten. Umwelt- und modebewußte Frauen setzten jedoch schon immer auf Qualität statt Quantität und schätzen unbehandelte, hochwertige Kleidung aus Naturfasern. Am besten in Bio-Qualität. Sie erhöhen den Tragekomfort und geben ein gutes Gefühl.
Umdenken in der Modebranche
Dies scheint auch oben, bei den Designern angekommen zu sein. Der Trend geht zur klassischen Garderobe aus hochwertigen Materialien, zu recyceltem Design und zu langlebiger Kleidung. Die Autorin Kate Fletcher prägt in Ihrem Buch “Sustainable Fashion and Textiles: Design Journeys” den Begriff Slow-Fashion für eine Bewegung, die gute Kleidung zu guten Bedingungen und zu einem guten Preis möglich macht. Ethik und Textilindustrie sollen außerdem wieder zueinander finden. “Wear no evil: How to change the world with your wardrobe” von Greta Eagan ist ein weiteres Buch, das uns die fatalen Folgen für die Umwelt, das Klima und die Verelendung weiter Teile der Welt vor Augen führt, wenn wir weiterhin Kleidung als Massenware ansehen, statt das Produkt an sich wert zu schätzen. In Deutschland wird zunehmend nach diesem Prinzip geschneidert und produziert. Lokale Produzenten werden bevorzugt und Bio-zertifizierte Stoffe finden Verwendung. Für den bekannten Modeschöpfer Michael Michalsky sind Öko-Mode und Nachhaltigkeit aus der Fashionwelt ebenfalls nicht mehr wegzudenken. Die Fashionweek in Berlin 2013 stand deshalb unter dem Motto: “Die Entdeckung der Langsamkeit“. Fashion ID hat mit Lieblingsstück ebenfalls ein Label im Sortiment, das auf Nachhaltigkeit setzt. Lieblingsstück geht nur Fair-Trade-Partnerschaften ein und Armed Angels – ebenfalls zu finden bei Fashion ID – fertigt Kleidung, die nach strengen Richtlinien hergestellt wird und die unter fairen Arbeitsbedingungen entsteht.
Grüne Mode
Ziele der grünen Mode sollen faire Arbeitsbedingungen in den produzierenden Ländern sein, Verbot von Agrochemikalien und Gentechnik sowie eine minimale Schadstoffbelastung durch Reduzierung der Verarbeitungssubstanzen und Färbemittel. Die bekanntesten Zertifizierungen dafür sind GOT (Global Organic Textile Standard) sowie Öko-Tex Standard 1000.
Mehr dazu lesen Sie auf:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/01/Nachhaltige-Kleidung
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/textilindustrie-in-bangladesch-das-schmutzige-geschaeft-mit-den-billigklamotten-1.1942216