Die sogenannte Sandwich-Krise beschreibt eine besondere Belastungssituation, in der sich viele Menschen mittleren Alters – häufig Frauen – wiederfinden. Sie stehen gleichzeitig zwischen der Fürsorge für ihre Kinder und der Unterstützung alternder Eltern. Man spricht daher von der „Sandwich-Generation“, weil Betroffene sprichwörtlich „in der Mitte“ liegen und von beiden Seiten gebraucht werden. Diese doppelte Verantwortung bringt Chancen, vor allem aber erhebliche Herausforderungen mit sich.
Typische Ausgangslage
In vielen Familien sind Frauen zwischen 40 und 60 Jahren besonders betroffen. Sie begleiten ihre Kinder durch Schule, Ausbildung oder Studium, während gleichzeitig die Eltern oder Schwiegereltern aufgrund von Krankheit, Pflegebedürftigkeit oder Einsamkeit mehr Unterstützung benötigen. Dazu kommt oft ein eigenes Berufsleben, in dem die Erwartungen ebenfalls hoch sind. Das Ergebnis: ständige Mehrfachbelastung und das Gefühl, permanent zerrissen zu sein.
Emotionale Dimension
Die Sandwich-Krise geht mit einem starken Gefühlsdruck einher. Eltern wollen ihren Kindern ein stabiles Zuhause bieten, gleichzeitig möchten sie den eigenen Eltern etwas zurückgeben. Viele Betroffene erleben Schuldgefühle: Sie haben das Gefühl, weder den Kindern noch den Eltern noch dem Partner wirklich gerecht zu werden. Häufig kommt ein schlechtes Gewissen hinzu, wenn sie einmal eigene Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Dieses Spannungsfeld kann zu Erschöpfung, Gereiztheit und einem Verlust an Lebensfreude führen.
Quelle: Kampus Production via Pexels | Pexels Photo LicenseGesellschaftlicher Hintergrund
Die Sandwich-Krise ist kein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen. Steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenraten führen dazu, dass mehr ältere Menschen länger auf Unterstützung angewiesen sind, während Kinder später selbständig werden. Gleichzeitig sind Frauen heute stärker berufstätig als frühere Generationen. Das bedeutet: Drei große Rollen – Beruf, Kinderbetreuung, Pflegearbeit – fallen häufig gleichzeitig zusammen. Ungleich verteilte Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern verschärft das Problem zusätzlich.
Gesundheitliche Folgen
Dauerstress kann langfristig körperliche und psychische Folgen haben. Burnout, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder depressive Verstimmungen treten häufiger auf. Wer ständig „funktionieren“ muss, vergisst leicht die eigene Selbstfürsorge. Viele Betroffene merken erst spät, wie sehr ihre Gesundheit leidet.
Finanzielle Risiken
Die Sandwich-Krise hat auch eine ökonomische Dimension. Wer viel Zeit in unbezahlte Pflege investiert, reduziert häufig seine Erwerbsarbeit. Das führt zu geringeren Einkommen, weniger Rentenansprüchen und erhöhter Gefahr von Altersarmut. Besonders Frauen sind hiervon betroffen, da sie nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit übernehmen.
Quelle: Anna Shvets via Pexels | Pexels Photo LicenseStrategien im Umgang
Es gibt Wege, die Sandwich-Krise besser zu bewältigen:
- Offen sprechen: Mit Partner, Familie oder Freunden über Belastungen reden, statt alles still zu tragen.
- Unterstützung annehmen: Ambulante Pflegedienste, Tagespflege oder Betreuungsangebote für Kinder nutzen.
- Aufgaben teilen: Innerhalb der Familie Verantwortlichkeiten klar verteilen, damit nicht eine Person alles übernimmt.
- Eigene Auszeiten planen: Regelmäßige Pausen, Bewegung, soziale Kontakte und Hobbys stärken die Widerstandskraft.
- Berufliche Flexibilität prüfen: Teilzeitmodelle oder Homeoffice können Druck reduzieren – allerdings nur, wenn nicht einseitig Lasten auf eine Person verlagert werden.
Gesellschaftliche Lösungsansätze
Langfristig sind politische und strukturelle Veränderungen nötig: bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, Ausbau von Betreuungs- und Pflegeangeboten, finanzielle Absicherung von pflegenden Angehörigen und eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern.
Fazit
Die Sandwich-Krise ist mehr als eine private Herausforderung. Sie ist Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen, die viele Menschen betreffen. Wer sich darin wiederfindet, sollte wissen: Es ist keine persönliche Schwäche, wenn man an seine Grenzen stößt. Vielmehr braucht es Anerkennung, Unterstützung und neue Wege, damit Fürsorge für andere nicht zur Überlastung für sich selbst wird.
Erste Tipps für den Fall, dass Deine Eltern pflegebürftig werden, erhältst Du hier.


