Oft passiert es ganz plötzlich, dass Eltern pflegebedürftig werden. Und auch, wenn wir uns schon oft Gedanken darüber gemacht haben, sind wir im ersten Moment überfordert und wissen nicht, wie wir jetzt am besten Schritt für Schritt vorgehen.
Erste Bestandsaufnahme machen
Sobald sich abzeichnet, dass deine Eltern Unterstützung brauchen, ist es wichtig, den tatsächlichen Pflegebedarf einzuschätzen. Beobachte dabei:
- Können sie sich selbst versorgen (Essen, Körperpflege, Anziehen)?
- Wie steht es um Mobilität und Orientierung?
- Gibt es akute medizinische Probleme oder chronische Erkrankungen?
Notiere konkrete Beispiele und Häufigkeit – das hilft später bei Anträgen und Gesprächen mit Fachstellen.
Medizinische Abklärung und ärztliche Begleitung
Ein erster Schritt ist ein Termin beim Hausarzt oder Facharzt. Dort kann:
- der Gesundheitszustand dokumentiert werden,
- notwendige Therapien oder Hilfsmittel verordnet werden (z. B. Rollator, Pflegebett),
- gegebenenfalls eine Reha oder Kurzzeitpflege angeregt werden.
Eine gute medizinische Dokumentation erleichtert die Beantragung von Leistungen.
Titel: Pflegekraft schreibt eine Nachricht am TelefonQuelle: Jsme MILA via Pexels | Pexels Photo License
Pflegegrad beantragen
In Deutschland ist der Pflegegrad die Grundlage für finanzielle Unterstützung durch die Pflegekasse.
- Antrag stellen: direkt bei der Krankenkasse bzw. Pflegekasse.
- Begutachtung: Der Medizinische Dienst (MD) kommt nach Hause, um den Pflegebedarf zu ermitteln.
- Vorbereitung: Pflegetagebuch führen, um den tatsächlichen Aufwand zu zeigen.
Je höher der Pflegegrad (1–5), desto mehr Geld- und Sachleistungen stehen zur Verfügung.
Unterstützung organisieren
Abhängig vom Bedarf gibt es verschiedene Formen:
- Ambulanter Pflegedienst: Kommt nach Hause und übernimmt Pflegeleistungen.
- Tagespflege: Betreuung tagsüber in einer Einrichtung.
- Kurzzeit- und Verhinderungspflege: Entlastung für Angehörige bei Urlaub oder Krankheit.
- Stationäre Pflege: Wenn häusliche Versorgung nicht mehr möglich ist.
Frühzeitig Angebote vergleichen und sich beraten lassen.
Rechtliche Vorsorge klären
Sprich mit deinen Eltern über:
- Vorsorgevollmacht (wer darf Entscheidungen treffen?)
- Patientenverfügung (medizinische Wünsche festlegen)
- Betreuungsverfügung (wer soll im Notfall rechtlicher Betreuer sein?)
Je früher das geregelt ist, desto weniger Konflikte entstehen später.
Titel: Mann Im Grauen Hemd, Das Auf Rotem Sofa SitztQuelle: Andrea Piacquadio via Pexels | Pexels Photo License
Eigene Belastung im Blick behalten
Pflege kann körperlich und emotional anstrengend sein.
- Nutze Entlastungsangebote (z. B. Gesprächsgruppen für pflegende Angehörige).
- Scheue dich nicht, Hilfe anzunehmen – Pflege ist Teamarbeit.
- Plane Zeit für dich selbst ein, um langfristig handlungsfähig zu bleiben.
Finanzielle Aspekte prüfen
Neben den Leistungen der Pflegekasse gibt es:
- Steuerliche Erleichterungen (Pflegepauschbetrag)
- Wohngeld oder Zuschüsse für Wohnraumanpassung (barrierefreies Bad, Treppenlift)
- Sozialleistungen, falls eigenes Einkommen nicht ausreicht
Fazit
Wenn Eltern pflegebedürftig werden, zählt vor allem ein klarer Plan: Gesundheitszustand feststellen, Pflegegrad beantragen, Unterstützung organisieren und rechtliche wie finanzielle Fragen frühzeitig regeln. So lässt sich die Belastung besser verteilen – und deine Eltern erhalten die Hilfe, die sie brauchen.
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