Der Begriff Gender Care Gap bezeichnet die Ungleichverteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen. Sorgearbeit meint Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Hausarbeit, Pflege von Angehörigen oder emotionale Unterstützung – also Arbeit, die für das soziale Funktionieren von Familien und Gesellschaft zentral ist, aber meist nicht bezahlt wird.

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Was genau ist der Gender Care Gap?

Laut aktuellen Studien (z. B. BMFSFJ, DIW) leisten Frauen in Deutschland im Schnitt 44 % mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer – an manchen Tagen sogar doppelt so viel. Besonders hoch ist die Lücke, wenn Kinder unter 6 Jahren im Haushalt leben: Dann übernehmen Mütter durchschnittlich 7 Stunden täglich an Sorgearbeit, Väter hingegen rund 3 Stunden.

Diese Lücke zieht sich durch alle Altersgruppen, Einkommensklassen und Regionen – sie beginnt meist mit der Geburt eines Kindes und verschärft sich in heterosexuellen Beziehungen trotz guter Vorsätze oft erheblich.

Titel: Mutter Trägt Ihr Baby
Quelle: Andrea Piacquadio via Pexels | Pexels Photo License

Was zählt zur Care-Arbeit?

  • Hausarbeit (Kochen, Putzen, Wäsche)
  • Kinderbetreuung (Erziehung, Schule, Freizeitplanung)
  • Pflege von Angehörigen
  • Emotionale Unterstützung (z. B. „Mental Load“ – Organisation des Familienalltags)
  • Freiwilligenarbeit (z. B. im Verein oder in der Schule)

Obwohl diese Tätigkeiten „privat“ scheinen, sind sie gesellschaftlich essenziell – ohne Care-Arbeit würde keine Wirtschaft funktionieren.

Auswirkungen auf Frauen

  • Weniger Erwerbsarbeit: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder unterbrechen ihre Karriere für familiäre Verpflichtungen.
  • Lohn- und Rentenlücke: Weniger Erwerbsarbeit bedeutet weniger Einkommen und Altersvorsorge – so entsteht ein langfristiger Gender Pay Gap und Gender Pension Gap.
  • Psychische Belastung: Viele Frauen empfinden den dauerhaften Spagat zwischen Care-Arbeit und Job als kräftezehrend – Stichwort: „Mental Load“.
  • Karriereknick: Mütter sind seltener in Führungspositionen, da Care-Arbeit oft nicht mit der Präsenzkultur in Unternehmen vereinbar ist.
Titel: Frau In Der Küche, Die Sich Zum Kochen Vorbereitet
Quelle: On Shot via Pexels | Pexels Photo License

Ursachen des Gender Care Gaps

  • Tradierte Rollenbilder: Die Vorstellung, dass Frauen „besser“ für Sorgearbeit geeignet sind, hält sich hartnäckig.
  • Strukturelle Barrieren: Steuerliche Anreize wie das Ehegattensplitting fördern das Einverdienermodell.
  • Mangel an Betreuungseinrichtungen: Zu wenig flexible Kita-Angebote erschweren gleichberechtigte Erwerbsarbeit.
  • Unfaire innerpartnerschaftliche Verteilung: Auch in modernen Beziehungen übernehmen Frauen oft automatisch die „unsichtbare“ Arbeit.

Was hilft gegen den Gender Care Gap?

  • Gleichverteilung von Elternzeit (z. B. „Vätermonate“ konsequenter nutzen)
  • Reform von Steuermodellen und Teilzeitregelungen
  • Mehr und bessere Kinderbetreuung & Pflegeangebote
  • Bewusstseinswandel in Partnerschaften: Care-Arbeit sichtbar machen, gemeinsam organisieren
  • Unterstützung durch Arbeitgeber: Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, familienfreundliche Strukturen

Fazit

Der Gender Care Gap ist keine private, sondern eine gesellschaftspolitische Frage. Solange unbezahlte Sorgearbeit überwiegend auf Frauenlasten liegt, bleibt echte Gleichstellung unerreichbar. Eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit ist der Schlüssel zu ökonomischer Fairness, besserer Lebensqualität – und letztlich zu einer solidarischeren Gesellschaft.

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