Wenn vom „Backlash-Trend“ unter Frauen die Rede ist, geht es um etwas sehr Spezielles: Nicht nur Männer oder konservative Kräfte stellen Fortschritte der Gleichstellung infrage – auch manche Frauen selbst wenden sich sichtbar von Feminismus und modernen Rollenbildern ab.

Der Begriff Backlash stammt ursprünglich aus der feministischen Debatte der 80er/90er: Susan Faludi beschrieb ihn als Gegenreaktion, die immer dann aufflammt, wenn Frauen große Fortschritte machen – Medien und Politik erzählen dann plötzlich, Gleichberechtigung sei „zu weit gegangen“ oder mache Frauen unglücklich. Genau dieses Muster sehen viele Forscherinnen heute wieder.

Tradwife, „Stay-at-home-Girlfriend“ & Co.

Besonders sichtbar ist der Backlash auf Social Media:
Auf TikTok & Co. feiern sogenannte „Tradwives“ – „traditional wives“ – das Leben als Hausfrau mit männlichem Versorger. Sie inszenieren Vintage-Kleider, Backen, Gehorsam gegenüber dem Ehemann und eine klare Rollenverteilung als „weibliche Erfüllung“ und Alternative zum Feminismus. Studien zeigen, dass in diesen Communities oft deutliche anti-feministische Botschaften mitschwingen: Männer als natürliche Oberhäupter, Skepsis gegenüber Gleichstellungspolitik, idealisierte Vergangenheit.

Spannend: Eine aktuelle deutsche Studie zeigt, dass dieses Ideals nur von einer Minderheit junger Frauen tatsächlich geteilt wird – die meisten befürworten nach wie vor partnerschaftliche Modelle und Gleichstellung, auch wenn sie mit Vereinbarkeitsproblemen hadern.

„Feminismus ist zu weit gegangen“

Parallel dazu berichten internationale Organisationen von einem organisierten Backlash gegen Frauenrechte: Anti-Gender-Bewegungen, Angriffe auf Abtreibungsrechte, Rückbau von Gleichstellungspolitiken. Ein UN-Bericht hält fest, dass fast ein Viertel der Regierungen weltweit von Gegenwind gegen Frauenrechte spricht und anti-feministische Bewegungen an Einfluss gewinnen.

In diesem Klima greifen manche Frauen Narrative auf wie:

  • „Feminismus spaltet nur“
  • „Frauen dürfen zwar arbeiten, sollten es aber der Familie zuliebe nicht zu sehr wollen“
  • „Karrierefrauen sind unglücklich – echte Weiblichkeit ist zu Hause“

Warum spricht das Frauen an?

Der Backlash-Trend ist auch eine Reaktion auf Überforderung: Viele Frauen stehen unter dem Druck, gleichzeitig Karriere zu machen, Care-Arbeit zu leisten, attraktiv zu sein und alles „perfekt“ zu managen – während staatliche Unterstützung (Kita, Care-Strukturen, faire Arbeitsbedingungen) oft hinterherhinkt. Internationale Berichte zeigen, dass Frauen weltweit trotz rechtlicher Fortschritte immer noch mehr unbezahlte Arbeit leisten und strukturell benachteiligt bleiben.

Vor diesem Hintergrund wirken einfache Antworten verführerisch: klare Rollen, nostalgische Bilder, das Versprechen, sich „nur“ um Haus und Familie kümmern zu müssen. Social Media verstärkt das, indem es Backlash-Content als ästhetisches Lifestyle-Paket verkauft – mit Pastellküchen, Blumenkleidern und Sourdough statt politischen Parolen.

Polarisierung zwischen den Geschlechtern

Forschungen zu jungen Generationen zeigen außerdem einen wachsenden Meinungsabstand zwischen jungen Männern und Frauen in Europa: Viele junge Frauen sind deutlich pro Gleichstellung, während einige junge Männer Feminismus eher skeptisch sehen. Der Backlash-Trend unter Frauen bewegt sich in diesem Spannungsfeld: Er ist kein Massenphänomen, aber ein lautes und gut sichtbares.

Titel: Junge Frau, Die Teig Zum Backen In Der Küche Rollt
Quelle: Andrea Piacquadio via Pexels | Pexels Photo License

Fazit

Unterm Strich: Der Backlash-Trend ist weniger ein „plötzlicher Hass auf Feminismus“, sondern eine Mischung aus Überforderung, Nostalgie und politischem Gegenwind. Er zeigt, wie umkämpft die Frage bleibt, was „ein gutes Leben als Frau“ bedeutet – und wie stark Bilder von Weiblichkeit gerade neu verhandelt werden.

Mehr zum Tradwive-Trend gibt’s hier.

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